Auf der Plattform “Digi20” werden mittlerweile mehr als 5000 digitalisierte Buchtitel mehrerer deutscher wissenschaftlicher Fachverlage außerhalb der üblichen Distributionswege für E-Books kostenlos zugänglich gemacht.
Das Besondere hierbei ist, dass die betreffenden Titel vom Erscheinungsjahr her formal überwiegend noch unter Urheberrechtsschutz stehen. Die aktuellsten Titel stammen ca. aus der Mitte der 2000er-Jahre (um 2007). Retrospektiv finden sich Veröffentlichungen zurück bis ca. 1950, teilweise auch noch älter. Damit wird ein Zeitraum erschlossen, der bei Digitalisierungsprojekten dieser Größe vergleichsweise selten so umfangreich berücksichtigt wird. Im Vordergrund stehen dabei Titel aus den Geistes- und Sozialwissenschaften. Die Bereiche Mathematik, Technik und Naturwissenschaften sind in geringerem Umfang enthalten.
Somit kann hier tatsächlich von einer “Digitalisierung im urheberrechtsgeschützen Raum” gesprochen werden (vgl. hier), umgesetzt in Kooperation mit den teilnehmenden Verlagen. Dazu gehören die Verlagshäuser Vandenhoeck & Ruprecht, Wilhelm Fink/Ferdinand Schöningh sowie Otto Sagner. Umfangreiche Kontingente der Verlagsportfolios wurden für die Digitalisierung freigegeben.
Für die Umsetzung des Projekts waren diffizile rechtliche Gegebenheiten und die Kostenfrage zu klären. Im Ergebnis kam eine Lösung zustande, die sowohl die Interessen der beteiligten Verlage als auch die uneingeschränkte Nutzbarkeit der Titel im “Open Access” in Einklang bringen konnte. Für das Projekt, dessen Anfänge bis in das Jahr 2009 zurückreichen, stellte die Deutsche Forschungsgemeinschaft Fördermittel bereit.
Die Erstellung der Digitalisate wurde nicht durch die Verlage geleistet, sondern an einen externen Dienstleister übertragen. Als Vorlage dienten überwiegend Exemplare aus dem Bestand der Bayerischen Staatsbibliothek. Teilweise finden sich in den Büchern auch Anstreichungen oder Randnotizen, die dem Ganzen einen gewissen Charme des “Authentischen” verleihen. Die Qualität der Digitalisate kann durchgängig als gut bis sehr gut bewertet werden.
Alle Titel können online direkt im Browser gelesen werden und der verwendete “Viewer” bietet die mittlerweile üblichen Features: Zoomfunktion, Blättern in anpassbarer Schrittweite, Volltextsuche innerhalb des Werkes usw. Alle Veröffentlichungen sind auch komplett als PDF-Datei für den Download verfügbar.
Erschlossen wird die Sammlung zunächst durch eine Suchfunktion. Hierbei besteht die Auswahlmöglichkeit zwischen einer einfachen und einer erweiterten Suche. Durch zahlreiche Filter (Autor, Verlag, Schlagwort, Reihe u.v.a.) können Suchergebnisse nachträglich sehr differenziert weiter eingegrenzt werden.
Ein interessantes Zusatzfeature bietet die Funktion “Automatisch erkannte Orte” bzw. “Automatisch erkannte Personen”. Dadurch werden bei der Suche Personen- und Ortsbezüge in den gefundenen Treffern extrahiert und als Filtermöglichkeit angeboten.
Neben der Suche kann auch ein fachbezogener Einstieg in die digitale Sammlung gewählt werden. Über eine relativ fein gegliederte Fachgebietsliste mit teilweise sehr ausdifferenzierten Untergruppen eröffnen sich vielfältige fachbezogene Browsing-Optionen, ohne eine konkrete Suche durchführen zu müssen.
Die Möglichkeit der Einbindung des Datenbestandes in externe Anwendungen (beispielsweise Repositorien, Fachinformationsdienste und Kataloge) ist in Vorbereitung.
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