Wer mit historischen Quellen und Büchern arbeiten muss, steht nicht selten vor dem Problem, dass die benötigten Materialien nicht in der eigenen Bibliothek vorhanden sind. Eine Fernleihbestellung kann hier häufig Abhilfe schaffen, aber es entstehen Wartezeiten, die Literatur steht nur für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung und die gelieferten Werke unterliegen oft Nutzungsbeschränkungen, weil sie z. B. nur vor Ort in der Bibliothek eingesehen und nicht mit nach Hause genommen werden dürfen.
Momentan wird die Nutzung noch dadurch erschwert, dass die Leseplätze vieler Bibliotheken pandemiebedingt für das Publikum nicht zugänglich sind. Es ist deshalb ratsam, vor einer Fernleihbestellung für ältere Bücher, bei denen vermutlich kein Urheberrecht mehr besteht, zu prüfen, ob eine frei verfügbare retrodigitalisierte Fassung im Internet zu finden ist.
Eine geeignete Anlaufstelle für entsprechende Recherchen wäre zunächst „Google Books“. Seit 2004 digitalisiert Google mit hohem technischen Aufwand sowohl urheberrechtsfreie als auch urheberrechtlich geschützte Bücher und arbeitet dabei mit amerikanischen und deutschen Bibliotheken zusammen. Das Ziel dabei ist, eine möglichst große Zahl von gedruckten Büchern zu digitalisieren und ihre Inhalte für die Suche zugänglich zu machen. Auf die langwierigen und heftigen juristischen Auseinandersetzungen zwischen Google auf der einen und Verlagen und Rechteinhabern auf der anderen Seite soll an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden.
Unabhängig davon, wie man die Vorgehensweise von Google im Detail bewertet, sind durch das Digitalisierungsprojekt auch umfangreiche historische Buchbestände, die aufgrund ihres Alters nicht mehr urheberrechtlich geschützt sind, zumindest in digitaler Form als wertvolles Kulturgut der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden.
Eine Recherche in „Google Books“ unterscheidet sich zunächst nicht wesentlich von einer normalen Suche in Google. Einzelne Suchbegriffe oder Phrasen (in Anführungszeichen gesetzte Wortfolgen) werden in den Suchschlitz eingegeben. Es empfiehlt sich jedoch, gleich mit der „Erweiterten Suche“ zu beginnen, denn dort können wichtige Suchparameter vorab festgelegt werden. Leider ist die erweiterte Suche auf der Startseite von Google Books nicht direkt verlinkt.
Die Auswahl von „Nur Vollansicht“ stellt sicher, dass im Suchergebnis ausschließlich kostenlose urheberrechtsfreie E-Books angezeigt werden:
Nach der Auswahl eines Titels aus der Trefferliste gelangt man zur Detailansicht. Zur Veranschaulichung hier der Link zum Titel „Der heilige Bernward. Bischof von Hildesheim“ aus dem Jahr 1856. In der oberen Menüleiste können u. a. verschiedene Anzeigeoptionen gewählt werden. Der Download als PDF-Datei erfolgt über das Zahnrad-Symbol:
Die Qualität der bibliographischen Daten von „Google Books“ kann nicht mit Titelbeschreibungen in einem Bibliothekskatalog gleichgesetzt werden. Zu identischen Ausgaben finden sich häufig mehrere Treffer, unterschiedliche Schreibweisen etwa von Personennamen, Titeln oder Ortsbezeichnungen werden nicht zusammengeführt usw.
Wenn man bei der Nutzung von „Google Books“ gleichzeitig mit einem Google-Account angemeldet ist, können gefundene Treffer in einer persönlichen „Mediathek“ gespeichert werden. Man sollte sich aber bewusst sein, dass in diesem Fall Details der Nutzung von „Google Books“ zusammen mit den Nutzungsdaten anderer Google-Dienste für die Erstellung von Nutzerprofilen verwendet werden könnten.
Ein vergleichbares digitales Archiv für frei zugängliche historische Quellen existiert auch auf der Plattform „Internet Archive“. Im Gegensatz zu „Google Books“ finden sich dort nicht nur Bücher, sondern auch Audiodateien, Filme, Software (z. B. alte Computerspiele) u. v. m.
Die meisten der frei verfügbaren E-Books aus „Google Books“ werden hier ebenfalls bereitgestellt.
„Das Internet Archive in San Francisco ist ein gemeinnütziges Projekt, das 1996 von Brewster Kahle gegründet wurde und seit 2007 den offiziellen Status einer Bibliothek hat. Gestartet wurde es als reines Webarchiv, bei dem man mit der sogenannten Wayback Machine archivierte Websites betrachten kann. Schon von 1999 an wurde es um weitere Archive erweitert, so dass sie nunmehr eine digitale Bibliothek ist, die eine bedeutende Sammlungen von Texten und Büchern, Audiodateien, Videos, Bildern und Software umfasst. Das Internet Archive hat sich die Langzeitarchivierung digitaler Daten in frei zugänglicher Form zur Aufgabe gemacht und legt dabei auch Wert auf Zugangsmöglichkeiten für blinde oder anders eingeschränkte Nutzer.
Neben der Funktion als Archiv versteht sich das Internet Archive auch als Aktivist für ein offenes und freies Internet sowie den Erhalt und die Verbreitung gemeinfreier Werke.“
(Quelle: Wikipedia)
Für Einsteiger funktioniert die Suche am einfachsten, indem man ohne weitere Vorauswahl Suchbegriffe eingibt und die Suche startet. Eine hohe Trefferzahl ist fast immer zu erwarten. Diese kann jedoch über Filter einfach angepasst werden.
Für frei verfügbare E-Books müssen im linken Menü die Filter „Texts“ und „Always Available“ ausgewählt werden:
Zahlreiche weitere Filter stehen hier bei Bedarf zur Verfügung.
Nach Auswahl eines Titels gelangt man auf direktem Weg zur Leseansicht.
Beispiel >>>
Hier kann im Buch „virtuell“ geblättert werden und es stehen verschiedene Anzeigeoptionen zur Auswahl.
Downloadlinks für eine Vielzahl von Dateiformaten (darunter PDF, EPUB, KINDLE) finden sich unterhalb der Leseansicht:
Für alle, welche die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten im „Internet Archive“ besser kennenlernen wollen, steht ein umfangreiches Hilfeportal zur Verfügung.
Weitere Portale für digitalisierte historische Quellen:
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