Im Rahmen unserer Bookstagram-Reihe zum Thema Nachhaltigkeit in Kooperation mit dem Green Office haben wir eine neue Lektüreempfehlung. Ninon Frank aus der Universitätsbibliothek stellt das Buch „Miese Krise – Alles, was Du über den Klimawandel wissen musst“ von Ann-Sophie Henne, Robin Jüngling und Annika Le Large vor.
“Nachdem ich in letzter Zeit vermehrt auf Personen gestoßen bin, die glauben, Beweise dafür zu haben, dass der Klimawandel einen natürlichen Ursprung hat (nämlich durch eine verstärkte Aktivität der Sonne), war ich auf das Buch der Autor*innen sehr gespannt. Dass es im Katapult-Verlag erschienen ist, hat mich vermuten lassen, dass es wissenschaftlich fundiert und gleichzeitig gut verständlich sowie nachvollziehbar geschrieben ist. Spoiler im Voraus: Ich wurde nicht enttäuscht.
Worum geht es?
Das Buch von Ann-Sophie Henne, Robin Jüngling und Annika Le Large von Nachhaltig.Kritisch beschreibt umfassend, was über den Klimawandel bekannt ist und was wir als Individuen tun können, aber vor allem, was auf politischer Ebene geschehen muss.
Dabei machen sie deutlich, dass der Klimawandel nicht linear vonstatten geht, sondern es sogenannte Kipppunkte gibt. Das Bild, das sie dazu verwenden, ist das einer Vase, die immer weiter an eine Tischkante geschoben wird. Fällt sie herunter, zerschellt sie und lässt sich nicht in den Ursprungszustand zurückversetzen.
Überschreiten wir also gewisse Punkte wie die 1,5°C- oder die 2°C-Grenze, wird das Folgen auf die Erde haben, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können, selbst wenn dann die Temperaturen wieder nachhaltig sinken würden. Dazu zählen große Eisflächen, Korallenriffe, Wälder und Meeresströmungen, die, wenn sie einmal verschwunden sind, nicht wiederkehren werden.
Das Buch ist in verschiedene Kapitel eingeteilt, die umfassend alles abdecken, was man wissen muss: Sie schildern die heutige Situation, entwerfen ein Szenario für 2030 und 2100, sie gehen auf Ungleichheit ein, sprechen über Kommunikation, Klimagefühle und Mythen und machen am Ende deutlich, wo Wandel geschehen kann und vor allem muss.
Was gefällt dir daran?
Vor allem zwei Dinge: die zahlreichen Facetten und die Sprache.
Kennt Ihr die Psychologists of Future? Ich kannte sie vorher nicht, finde es aber total spannend, dass die Gründerinnen Leah Dohm und Mareike Schulze sich der Psychologie um den Klimawandel widmen. Die Kommentare von so genannten Klimawandelleugner*innen im Kleinen und das Widerstreben der Politik auf hoher Ebene haben verschiedene psychologische Ursachen. Das hat bei mir zu einem Aha-Effekt geführt.
Auch die Form der Kommunikation über den Klimawandel, die dringend geändert werden muss, wird im Buch gut dargestellt. Dass der Klimawandel als einzelnes abgegrenztes Thema behandelt wird, welches mit anderen nichts zu tun hat, führt zu einer Ermüdung. Vielmehr müsste deutlich herausgestellt werden, welche negativen Folgen für das Klima Bauvorhaben, Abholzungen oder andere Eingriffe in die Natur haben bzw. könnte man so auch hervorheben, welche positiven Entwicklungen es gibt, wenn Flächen bspw. entsiegelt oder Wälder mit dem Wissen um die Erderwärmung wieder aufgeforstet werden. Der Klimawandel müsste ein wichtiger Aspekt bei jeder Entscheidung sein, denn – auch das machen die Autor*innen deutlich – es brennt sprichwörtlich und auch im übertragenen Sinne.
Der zweite Aspekt, den ich hervorheben möchte, ist die Sprache: Sie ist gut verständlich, ohne unwissenschaftlich zu sein. An den richtigen Stellen lese ich einen Appell mit, aber er ist nie abgehoben oder spricht mit dem erhobenen Zeigefinger. Die wirklich schönen und hilfreichen Illustrationen von Annika Le Large runden die Inhalte sehr gut ab.
Wo siehst du einen Bezug zu Nachhaltigkeit?
„There is no Planet B“, ist eines der Zitate, das aufgegriffen wird. Das Team von Nachhaltig.Kritisch malt und beschreibt zwar auch düstere Zukunftsszenarien, aber sie machen vor allem deutlich, wo wir noch aktiv werden können, um auf den Klimawandel einzuwirken. Es geht im Kleinen, nachhaltiger zu leben, indem man bewusster konsumiert, aber vor allem muss politisch mehr passieren. Der größte Anteil (nämlich drei Viertel) von Treibhausgasemissionen fällt auf den Energieverbrauch. Um dies umfassend auf erneuerbare Energie umzustellen, braucht es politische Vorgaben, die sich leider nicht in einem Wahlzyklus von vier Jahren umsetzen lassen. Doch auch dort gibt es die Hoffnung, dass auf lokaler und kommunaler Ebene mehr Windparks und Solaranlagen genehmigt werden, um auf diese Weise Energie nachhaltiger zu gewinnen.”
Das Buch finden Sie bei uns in der Bibliothek unter der Signatur UMW 112:H19.
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